Aktion „Dorfkirche mon amour“

Unser einziges Nest sind unsere Flügel

Beitrag aus dem August Gemeidebrief der ev. Kirche Retzin & Krackow:

Fotos & Text von Pastor Matthias Jehsert

Künstlerin: Ines Diederich

Südportal der Grambower Kirche im Sommer 2022. © MJ 2022

„Der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen: Deine Altäre, mein König und mein Gott.“ (Psalm 84,4)

Unter diesem Motto gestaltete Ines Diederich für diesen Sommer das Portal unserer Grambower Kirche in ganz erstaunlicher Art. Das Kunstprojekt „Unser einziges Nest sind unsere Flügel“ ist Teil der Aktion „Dorfkirche mon amour“, die von der Nordkirche veranstaltet wird. Seit der Lockdown-Adventszeit 2021, in der die Kirchen dunkle verwaiste Flecken in unseren Ortschaften waren, werden hier und da immer wieder Kirchentüren auf besondere Weise gestaltet. So macht diese „Leerstelle“ im gewohnten Ortsbild auf sich aufmerksam und fragt, ob sie für uns Passanten ein blinder Fleck bleiben muß?

In Grambow umkränzen Dornen das Portal. Wie sich Amsel und Beutelmeise durch Brombeerhecken in ihr schützendes Nest zwängen, so sehnt sich der Mensch durch das Gestrüpp der irdischen Nöte nach einem Raum der Stille, des Friedens, der Hoffnung. Margot Käßmann spricht von „durchbeteten Räumen“ – Plätzen unserer wortgewordenen Sehnsucht.

Christlich gedeutet: Durch Kreuz und Dornenkrone hindurch lädt Jesus uns zum versöhnten, zum neuen Leben  ein. Und das immer wieder, jeden Tag.

Installation von Ines Diederich – Juni 2022 Photos: MJ © 2022

Im Inneren des alten, seit Generationen schutzverheißenden Kirchenraums begüßt uns der Schwarm aus Kranichen. Ganz tausend sind es (bis jetzt) noch nicht geworden, doch ergänzen die fragilen Vögel die Installation als Gruß der Hoffnung und des Lebens aus Hiroshima.

Der Kranich, Symbol der Wachsamkeit und der Aufopferung, ist inzwischen auch im Randowtal heimisch. Es erinnert an die Erhabenheit und Schutzbedürftigkeit der Natur – und an die Gegenwartssorgen unserer Landwirte.

 

Wer 1.000 Kraniche faltet, so heißt es, habe einen Wunsch frei. Traditionell wird dieser Wunsch dem Weltfrieden gewidmet. So werden wir auch in den kommenden Wochen immer wieder zu Papier und Falzbein greifen und einige Kraniche falten – als Mahnung zu Frieden und Verständigung, als Symbol des Schutzes und des Segens. Seien Sie, dem Vogel gleich, behütet!                  

Ihr Pfr. Matthias Jehsert